STRAFE MUSS SEIN! ODER DOCH NICHT?
Kinder auf Augenhöhe begleiten: Es geht auch ohne Strafen!
Oft merkst Du als Mutter oder Vater jedoch, dass „Wollen“ allein nicht reicht – veraltete Erziehungsmodelle stehen Dir im Weg und es mangelt noch an neuen, überzeugenden Alternativen, die frische und ent – spannende Ergebnisse hervorbringen.
In meiner Praxis erlebe ich häufig Eltern, die sich angesichts der Verhaltensweisen und der Entwicklungsausdrücke ihrer Sprösslinge hilflos fühlen und in dieser Hilflosigkeit dazu greifen, was sie selbst -oft sehr schmerzhaft- erlebt haben: Schimpfen und Strafen.
Viele Eltern sind selbst nicht so aufgewachsen, dass sie einen achtsamen und wertschätzenden Umgang erfahren hätten, wenn sie anders gehandelt haben, als ihre Eltern dies für richtig hielten:
– Wir hörten, dass „liebe“ Kinder erwünscht sind
– Wir bekamen mit, dass Kinder, die nicht sind, wie Eltern sie haben wollen, als „ungehorsam“, „zickig“, „widerspenstig“, „Dickköpfe“, und vieles andere mehr, gelabelt wurden
– Wir mussten unterdrücken, wenn da etwas in uns tobte, weil wir damit „unerwünscht“ waren und weggeschickt wurden.
Die Auswahl, wie gestraft wurde, war mannigfach…
Genau darin liegt die Tragik: Durch eigene schmerzhafte Erfahrungen, und damit wenig konstruktiven Modellen, sind wir heute als Mutter, Vater, oder andere Bezugsperson von Kindern, angesichts mancher Verhaltensweisen, die Kinder innerhalb ihrer Entwicklung an den Tag legen, hilflos und überfordert – und greifen dann zurück auf das zwar alt-vertraute, doch wenig bewährte: Auf Schimpfen und Strafen.
Ist der Beginn erst die Ohrfeige oder der Klaps auf den Po?
Oder beginnt Strafe beim Fernsehverbot?
Und wie sieht es aus mit strafenden Blicken, (ver-) urteilenden Worten?
Ist sie bereits enthalten in Sätzen wie
Strafen werden von vielen Eltern als vermeintlich legitime und doch leidig gewinnbringende pädagogische Mittel eingesetzt, die abschrecken und verhindern sollen, dass Kinder bestimmte Verhaltensweisen wiederholen bzw. bestimmte Verhaltensweisen lernen sollen.
So haben wir es meist selbst erfahren, so haben wir es gelernt.
Dabei straft kaum ein Elternteil gerne, denn am Ende stehen meistens zwei Verlierer und, in allen mir bekannten Fällen, Zweifel, ein schlechtes Gewissen, Selbstvorwürfe – und meistens das Gefühl, als Mutter/Vater nicht gut genug zu sein.
Strafende Erziehungselemente entstehen aus Hilflosigkeit, gegründet auf mangelndem Wissen über sinnvolle und entlastende Auswege.
Nach diesem Sortieren, wo Strafe beginnt und was sie tatsächlich mit sich bringen kann, kommt der nächste Schritt hin zu
Wie kann es gelingen, dass immer häufiger, immer friedvollere und gelungene Kooperationen zwischen Eltern und Kindern zustande kommen?
Wer verbindende und zur Eigenverantwortung anregende Alternativen kennt, kann auf entmutigende und verletzende Erziehungsmethoden, wie Drohen und Strafen (als auch auf Belohnen, „Sternchen sammeln“ etc., das ebenfalls darauf abzielt, Kinder zu etwas zu „zwingen“) verzichten.
Gestraft zu werden bzw. Angst davor zu haben, gestraft zu werden, hat unmittelbaren Einfluss auf die Gefühlswelt von Menschen jeden Alters!
Wer in Sorge lebt, gestraft zu werden oder wer in Hinblick darauf, eine Belohnung zu erhalten agiert, fühlt sich unfrei, gefangen, gebremst, das Ur-Eigene zu entwickeln.
Kleine (wie auch große Menschen) beginnen dann damit, ihre eigenen Lebensimpulse zu unterdrücken. Die Gefühlswelt gerät dadurch mächtig ins Wanken und es kann wenig gute Selbstregulation eingeübt werden.
Dass Kinder und Jugendliche einen gesunden und selbstwirksamen Umgang mit den eigenen Gefühlen und, aus diesen resultierend, mit ihrem Verhalten in diese Welt hinein, erlernen, ist in unserer Zeit voller Veränderungen und schwindender Dauerhaftigkeit wichtiger und aktueller denn je!
💗 Wer gelernt hat, sich selbst erproben zu dürfen und dabei stets gehalten und vollkommen angenommen zu sein,
💗 wer gelernt hat, in GleichWERTigkeit (nicht zu verwechseln mit GleichbeRECHTigung!) zu leben und das Urvertrauen in sich trägt, dass es weder um „Oben sein“ noch um „Andere kleiner machen“ gehen darf,
💗 wer sich selbst gut und angstfrei spürt, sich regulieren gelernt hat, weil er sich ausprobieren durfte und deshalb um sich selbst und die eigene (positiv-starke) Wirksamkeit weiß,
💗 wer Gefühle nicht wegdrücken braucht und somit, in seiner kleinen Welt namens Familie, ureigene Erfahrungen machen darf, die zu maximaler sozialer Kompetenz führen und:
Als Mutter oder Vater spürst Du, wie groß Deine Verantwortung gerade auch dafür ist!
Kinder brauchen Bezugspersonen, die anerkennen, dass sie als „kleine Menschen“ gleich viel Wert sind, wie die „großen Menschen“ um sie herum! Durch Schimpfen und Strafen erreichen wir das Gegenteil: Wir stellen ein „Oben“ und „Unten“ her. „Mehr wert“ und „Weniger wert“.
Nur dann, wenn Kinder in GleichWERTigkeit aufwachsen, werden sie selbst zu großen Menschen, die frei, ebenbürdig, andere miteinbeziehend, neu denkend und fühlend in diese (derzeit chaotische) Welt hineinleben und für eine neue (Welten-)Ordnung Sorge tragen können.
Ja, ich gehe sogar noch weiter: Sie werden zu Menschen, die Frieden leben und schaffen können. Denn: