Wenn Menschen erwachsen geworden sind, haben sie die Neigung, ihre Kindheit für unwichtig für das heutige Verhalten zu erklären oder sie ziehen aus dem Elternhaus aus und denken „ab heute mache ich alles ganz anders“.
Unsere Kinderzeit beeinflusst jedoch mehr, als wir wahrhaben wollen, unser Leben insgesamt und vor allem unser Leben, unser Verhalten, unsere Gefühle in unserer Partnerschaft jetzt. Wir können ja nicht plötzlich aus unserer Haut, wenn wir unsere Herkunftsfamilie verlassen.
Wir sind Kinder in einer alternden Haut – Du bist in jedem Augenblick die Geschichte deines schon gelebten Lebens.
So kannst du sicher sein, dass deine Gefühle und die Qualität deiner Beziehung zu deinem Partner
insbesondere auch durch deinen Platz in deiner Ursprungsfamilie beeinflusst werden.
Wenn wir die Familienposition, den Platz, den ein Kind in der Kinderreihe einnimmt, betrachten, dann können wir vorsichtige Schlüsse ziehen über die Meinung, die sich das Kind an diesem Platz in der Kinderreihe gebildet hat. Verallgemeinerungen sind bekanntlich grundsätzlich falsch und wie Alfred Adler bereits sagte: „Es kann auch alles ganz anders sein“.
Gleichzeitig zeigen jedoch viele Studien:
drei Kinder, die in derselben Familie lebten und von denselben Eltern erzogen wurden, sind in ihrem Charakter völlig unterschiedlich – viel unterschiedlicher, als z.B. drei Erstgeborene, drei Zweitgeborene, drei jüngste Kinder usw. aus verschiedenen Familien. Das ist etwas Besonderes und das ist etwas, was Paare – wenn sie es beachten und respektieren – nutzen können, um ihre Paarbeziehung und ihre Verhaltensmuster besser zu verstehen.
Als Individualpsychologin lautet eine zentrale Frage in meiner langjährigen Arbeit mit Paaren
„Das wievielte Kind warst du in deiner Ursprungsfamilie?“
Der Einblick in die Geschwisterreihen, und die damit zusammenhängende Meinungsbildung, zeigt immer wieder:
- wenn jedes Paarteil seine eigenen lebensstiltypischen Aspekte bzgl. seiner Geschwisterposition kennt, und im besten Falle auch noch Einblick in die des Partners gewinnt, kann sich vieles entspannen
- Paare werden dann i.d.R. verständnis-und rücksichtsvoller miteinander
- gleichzeitig kann mit dem Bewusstwerden situativ überprüft werden, inwieweit ich meine eigene Prägung als Fähigkeit einbringen möchte, oder aber auch beginne, überkompensierte Muster zu Gunsten meiner Partnerschaft zu überprüfen und auszubalancieren.